Stadt und Kirche in Oberitalien im Mittelalter

Übung
Maria Pia Alberzoni

Ort und Zeit

Mo 18-20 Uhr, P 13

Organisatorisches

Beginn: 24. April 2006
Anmeldung im Sekretariat der Abt. III, Fr. Dörr, R 00-577

Inhalt

Seit der Spätantike war die Beziehung zwischen Stadt (als Bischofssitz) und Bischof eng, so dass der Bischof – besonders in Oberitalien, wo die Reichs- und Königsmacht nicht so stark war – zum Ersten unten den Bewohnern wurde und ihm dementsprechend die öffentliche Verantwortung sowie die Vertretung der Stadtinteressen zuerkannt wurde.
Infolge des Investiturstreits wurde die Kompetenz des Bischofs im Bereich des „Sacrum“ begrenzt und die Stadtbewohner übten immer wichtigere Ämter in der Stadtregierung aus. Dieselbe Entwicklung ist im religiösen Leben der Laien zu beobachten: Die Spitäler, die Humiliaten und die Bettelorden begründeten ihre Niederlassungen und ihre Tätigkeit in der Stadt, sie wollten damit den neuen Bedürfnissen und der neuen Religiosität der Stadtbewohner entgegen kommen.
Die Brüder waren eng mit der Stadtgesellschaft verbunden, besonders durch das Predigeramt und die Sakramentsspendung, aber auch ihr politischer Einfluss ist nicht zu übersehen. Die Rolle und die Stellung der Brüder innerhalb der Stadt vergrößerten sich, wie die Erneuerung und die Verschönerung ihrer Kirchen beweist.
Erst mit der Super cathedram von Papst Bonifaz VIII. (18. Februar 1300) konnten die Bischöfe ihre ältere Gerichtsbarkeit über die Pastorale innerhalb der Diözese neu auszuüben. Ziel der Übung ist es, den Teilnehmern durch die gemeinsame Lektüre von Quellen und Forschungsliteratur die vielfältigen Aspekte der Interdependenz zwischen Stadt und Kirche (Bischöfe, Domkapitel, Humiliaten, Bettelorden und „laici religiosi“) nahe zu bringen.

Empfohlene Literatur:

G. Dilcher, Bischof und Stadtverfassung in Oberitalien, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung, 81 (1964), S. 225-266
H. Keller, Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12. Jahrhundert), Tübingen 1979 (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, 52)
T. Behrmann, Domkapitel und Schriftlichkeit in Novara (11.-13. Jahrhundert). Sozial- und Wirtschaftsgeschichte von S. Maria und S. Gaudenzio im Spiegel der urkundlichen Überlieferung, Tübingen 1994 (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, 77)
R. Hermes, Totius libertatis patrona: die Kommune Mailand in Reich und Region während der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 1999 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 3, 858)
J. Trede, Untersuchungen zum Verschriftlichungsprozeß im ländischen Raum Oberitaliens. Die Urkunde der Pilgerkirche S. Maria di Monte Velate bei Varese aus dem 12. und 13. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 2000 (Gesellschaft, Kultur und Schrift. Mediävistische Beiträge, 9)
M.P. Alberzoni, Die Humiliaten zwischen Legende und Wirklichkeit, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 107 (1999), S. 324-353