Kirche und Gesellschaft

Forschungsschwerpunkt des Projektes unter der Leitung von PD Dr. Sigrid Schmitt ist die soziale Mobilität von Männern und Frauen in der Kirche beziehungsweise mit Hilfe kirchlicher Organisationen im späten Mittelalter. Dabei sollen erstmals nicht mehr nur die Aufstiegschancen von Einzelpersonen, sondern ganzer Gruppen untersucht werden. Welchen Einfluss etwa hatten die Faktoren Geschlecht, Familie und Herkunft auf die Karrierewege der Kleriker? Welche Rolle spielten Klientelbeziehungen, Vermögung, Herkunft und Bildungswege?

Aufgrund der enormen Breite möglicher Fragestellungen bietet sich eine Untergliederung in Teilprojekte an. Mögliche Themen etwa sind:

  • Devotio Moderna - Die Verbreitung von neuen religiösen Ideen auf der unteren Ebene, Volksbildung
  • Ländliche Gesellschaft und geistliche Karrieren - Die Funktionsweise von Kirche im Dorf
  • Die Herrschaft der Äbtissin - Die Herrschaft von Kanonissenstiften und die Grundherrschaft in Dörfern
  • Niederklerus auf dem Land - Soziale Herkunft und Bildung von Vikaren, die Bedeutung der Kirche für das Dorf, Laienbildung, Volksreligiosität, Kulturleben, Schule, soziale Einrichtungen
  • Kirche und Stadt - Die Kirche und die Familie, Bruderschaften im 15. und 16. Jahrhundert

Möglich gemacht wird diese erstmals flächig angelegte Untersuchung durch die Kooperation der Forschergruppe an der Universität Mainz mit dem von Prof. Dr. Michael Matheus geleiteten DHI in Rom, Prof. Dr. Francis Rapp an der Universität Straßburg sowie Bernhard Metz am Stadtarchiv Straßburg.
Einmalige und neue Möglichkeiten bietet vor allem die in Mainz liegende "Sammlung Rapp", eine Datenbank, in der Angaben zu den klerikalen Karrieren von mehr als 8000 Männern und Frauen aus dem Raum Straßburg erfasst sind.
Durch die Kooperation mit dem DHI wird so ein Abgleich zwischen den vatikanischen Quellen und der örtlichen Überlieferung möglich.

Das Projekt hat eine voraussichtliche Laufzeit von vier Jahren und wird derzeit über den Forschungsfond der Universität Mainz finanziert.
Gesucht werden noch immer Nachwuchsforscher- und Forscherinnen, die im Rahmen einer Magisterarbeit oder Dissertation zur Auswertung des umfangreichen Datenmaterials beitragen.

Tagung

Im Rahmen des Projekts hat vom 26.-28. Februar 2004 eine Arbeitstagung des Historischen Seminars III in Verbindung mit dem Deutschen Historischen Institut in Rom mit dem Titel "Städtische Gesellschaft und Kirche im Spätmittelalter" in Schloss Dhaun (Nähe Kirn) stattgefunden.

Sie können sich in der rechten Spalte den Tagungsbericht als Pdf-Datei herunterladen.