Kaufhäuser an Mittel- und Oberrhein im Spätmittelalter

Funktionen & Funktionalisierungen

Tagung am 3./4. März 2016, Mainz

Konzeption & Organisation:
PD Dr. Gabriel Zeilinger (CAU Kiel)
Dr. Heidrun Ochs (JGU Mainz)

Tagungsort:
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Philosophicum, Fakultätssaal
Jakob-Welder-Weg 18
55128 Mainz

Mit freundlicher Unterstützung der Fritz-Thyssen-Stiftung

Kaufhäuser kannte das Mittelalter in großer Zahl. Eindrucksvoll zeigt das für die Geschichte der Kaufhäuser immer noch grundlegende Werk von Gerhard Nagel aus dem Jahr 1971 die große topographische Verbreitung und typologische Vielfalt dieser Einrichtungen sowie deren Wandel. Teilweise waren sie eigenständige Bauten im städtischen Raum, teilweise übernahmen aber andere Gebäuden kurzzeitig die Funktion eines Kaufhauses oder nahmen dieses dauerhaft als Teil auf. Sie konnten der Sicherung aller Waren bei der Pflicht zur Niederlage dienen oder dem Verkauf einer bestimmten Warengruppe; mancherorts waren sie allein dem wirtschaftlichen Handeln vorbehalten, andernorts wurden ihnen weitere Funktionen zugewiesen und fungierten ebenso als Tanzhaus oder Gerichtslaube. Kurz: Kaufhäuser des Mittelalters waren hinsichtlich Bezeichnung, Bauweise, Ausstattung, Nutzung und Funktion sehr unterschiedlich.

Die Forschung hat sich immer wieder des Themas angenommen. So können vor allem einzelne Kaufhäuser sowohl bau- als auch stadtgeschichtlich als sehr gut untersucht gelten. Dabei wurden unter anderem auch deren Lage im Stadtgefüge, Wandlungen und verschiedene Funktionen des Kaufhauses untersucht. Besonders zu erwähnen sind die neuesten Untersuchungen am Institut für Geschichtliche Landeskunde zum Mainzer Kaufhaus, als deren Ergebnis jüngst der Kaufhausbau in einer 3-D-Rekonstrutkion, eine Edition der Kaufhausordnung sowie die Publikation einer Vortragsreihe vorgelegt wurden.

Trotz all dieser Arbeiten fehlen neuere Untersuchungen, die das Kaufhaus des Mittelalters dezidiert orts- und themenübergreifend in den Blick nehmen. Ziel der Tagung ist es deshalb, für eine Region den verschiedenen Facetten des Kaufhauses im Mittelalter nachzuspüren und die Rolle der Kaufhäuser etwa für die Kaufleute, den städtischen Rat und die Bürger der Städte zu untersuchen. Es soll folglich um Funktionsweisen und Funktionalisierungen des Kaufhauses im Spätmittelalter in akteurszentrierter Perspektive gehen. Zugleich soll das Kaufhaus aus der Fokussierung auf die bekannten Kaufhäuser großer Städte gelöst und mithin gewissermaßen ‚entmetropolisiert‘ werden, indem auch Kaufhäuser kleinerer Städte in den Fokus rücken. Das Gebiet von Mittel- und Oberrhein bietet sich hierbei als Beispielregion besonders an, mit ihrer hohen Urbanisierung v.a. durch Klein- und Mittelstädte und mit dem Rhein als (nicht nur) „Teutschlands hochschlagende Pulsader“ (Joseph Görres), welche die führenden europäischen Handelsregionen miteinander verband und auf welcher der größere Teil des regionalen Güterverkehrs erfolgte.


Programm:

Donnerstag, 3. März 2016

14.00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Heidrun Ochs, Gabriel Zeilinger, Mainz, Kiel

Moderation: Sigrid Hirbodian, Tübingen

14.30 Uhr
Vom Breisgau bis zum Bodensee: Kaufhäuser als Zentren von Handel und Profit
Nina Kühnle, Köln

15.15 Uhr
Zur Multifunktionalität der Kaufhäuser im Elsass
Olivier Richard, Mulhouse

16.00 Uhr Kaffeepause

16.30 Uhr
Die Kaufhäuser vom Mittelrheintal bis zur Weinstraße als Orte von Handel und Politik
Raoul Hippchen, Mainz

17.15 Uhr
Kophus, sellebode, spiker, stapel. Institutionen des hansischen Handels und ihre Erforschung
Stephan Selzer, Hamburg

20.00 Uhr
Öffentliche Abendveranstaltung
Rathaus Mainz, Jockel-Fuchs-Platz 1, Valencia-Zimmer
Das Mainzer Kaufhaus. 3D-Visualisierung, Impulsreferate und Diskussion
Michael Matheus, Kai-Michael Sprenger, Manfred Grosse, Elmar Rettinger, Mainz

Freitag, 4. März 2016

Moderation: Gerhard Fouquet, Kiel

9.00 Uhr
Ordnungsprinzipien und Störungen. Alltag im spätmittelalterlichen Basler Kaufhaus
Kurt Weissen, Heidelberg

9.45 Uhr
Kaufleute und Kaufhäuser: Orte im Handel
Michael Rothmann, Hannover

10.30 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr
Kaufhäuser und städtische Repräsentation
Julia von Ditfurth, Kiel

11.45 Uhr
Orte des Handels in der Wahrnehmung der spätmittelalterlichen Zeitgenossen
Joachim Schneider, Dresden

12.30 Uhr Imbiss

13.00 Uhr
Zusammenfassung und Abschlussdiskussion
Uwe Israel, Dresden

14.30 Uhr
Ende der Tagung


Kontakt & Information:

Dr. Heidrun Ochs
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
FB 07 | Geschichts- und Kulturwissenschaften
Historisches Seminar
AB Mittlere und Neuere Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte
Jakob-Welder-Weg 18
55128 Mainz
Tel.: +49 6131 3924458
heidrun.ochs@uni-mainz.de