Das Obere Mittelrheintal vereint auf einer kleinen Fläche eine ungewöhnlich große Zahl von Städten. Je nach Kriterien – vom formalen Stadtrecht bis zur voll entwickelten Urbanität – kann man elf bzw. bis zu 17 Städte zählen. Zugleich zeigt der schmale Streifen am Rhein eine territoriale Zersplitterung, wie sie sich sonst im Reich im Spätmittelalter kaum wiederfindet. Insbesondere sind geistliche Landesherren (Kurmainz, Kurtrier, Kurköln, Mainzer Domstift) als Stadtherren stark vertreten. Die naturräumlichen Gegebenheiten und die territorial-politischen Bindungen setzten einem Wachstum der Städte Grenzen, die wirtschaftlichen Voraussetzungen begünstigten es. Es entstand – so die These des Projekts – ein spezifischer, auf den ersten Blick paradox erscheinender Städtetypus: räumlich kleine Großstädte. Der nach mittelalterlichen Verhältnissen großstädtische Charakter wird besonders deutlich in der sozialen Differenzierung innerhalb der Städte, die zunächst für die linke Rheinseite und besonders die Städte Bingen, Bacharach und Oberwesel untersucht wird, während für Boppard und Koblenz bereits Studien vorliegen.