L. Clemens: More Romanorum

More Romanorum - Zur Nutzung und Wahrnehmung antiker Überreste während des Mittelalters vornehmlich in den belgischen und germanischen Provinzen des einstigen Imperium Romanum.

Auch nördlich der Alpen und damit zugleich an der Peripherie des einstigen Imperium Romanum haben die steinernen Überreste römischer Niederlassungen das Erscheinungsbild von Stadt und Land noch über ein halbes Jahrtausend nach dem Untergang dieses Weltreiches nachhaltig geprägt. Die vorzustellende Untersuchung rekonstruiert den vorhandenen Bestand antiker Hinterlassenschaften sowie ihre Bedeutung für das Bewußtsein der zwischen bzw. in den Ruinen lebenden Menschen während des Mittelalters. Die Dimensionen fortlebender Antike lassen sich erst in der Zusammenschau von archäologischem Befund und schriftlicher Quellenüberlieferung verläßlich nachzeichnen. In einem ersten Schritt erfolgt eine Bestandsaufnahme, die dem Umfang überdauerter Antike im Weichbild der Städte, auf dem Land, am Beispiel ausgewählter Bauwerkgruppen sowie schließlich in dem Überdauern als Baumaterial und gezielt eingesetzter Spolie nachgeht. Zugleich werden die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten römischer Ruinen, aber auch der jeweilige Zeitpunkt ihrer Vernichtung aufgezeigt. Auf dieser Grundlage erfolgt anschließend eine Analyse der Wahrnehmung antiker Überreste. Wann setzt eine reflektierende Auseinandersetzung mit den Relikten römischer Vergangenheit ein und wie lange hält etwa die Kenntnis über die ehemalige Funktion einzelner Bauwerke an? Kommt hier ein kontinuierlich tradiertes lokales Wissen zum Ausdruck oder vielmehr ein von außen herangetragenes Interesse? Wie und in welchem Ausmaß werden antike Überreste für die Herausbildung eigener Traditionen bemüht?

Die methodische Vorgehensweise ist interdisziplinär angelegt, indem sowohl Schriftzeugnisse als auch archäologische Befunde auf ihren Informationsgehalt hinsichtlich der behandelten Thematik untersucht werden. Damit wird dem seit den siebziger Jahren immer wieder formulierten Wunsche nach einer gemeinsamen Berücksichtung archäologischer und historischer Quellen im Rahmen geisteswissenschaftlicher Arbeiten Rechnung getragen.