Ein Amt auf Lebenszeit wie dasjenige des Bischofs konnte sich im Angesicht von Krankheit, Alter oder politischem Misskredit als schwere Bürde erweisen. Seit dem 13. Jahrhundert gab es daher Koadjutoren, die den mittelalterlichen Reichsbischöfen als Helfer zur Seite gestellt wurden. Faktisch übernahmen sie aber nicht nur die Herrschaft, sondern traten auch häufig die Nachfolge im Bischofsamt an. Ihr Beispiel gewährt demnach spannende Einblicke in die Machtverhältnisse an der Spitze der geistlichen Territorien. Dennoch wurden die Koadjutoren von der mediävistischen Forschung kaum beachtet – abgesehen von wenigen Einzelporträts, mangelt es an einer übergreifenden Betrachtung. Die Sektion setzt sich deshalb mit der Bedeutung und den Handlungsmöglichkeiten der Koadjutoren auseinander. Während ihre Einsetzung noch zu Lebzeiten der amtierenden Bischöfe die vorhandenen Strukturen stabilisieren sollten, war dieser Prozess zugleich hochpolitisch. Denn die adligen Dynastien strebten danach, sich durch diese Form des Wartestandes frühzeitig Bischofsstühle zu sichern. Gleichzeitig stellt sich die Frage, welche Chancen und Befugnisse das Koadjutorenamt für die Inhaber bereithielt und welche Rolle regionale Spezifika spielten. Welche Aufgaben und Funktionen wurden ihnen durch das Kirchenrecht zugestanden? Wie wirkte sich das Beziehungsgeflecht zum Bischof und zur eigenen Familie auf ihr Handeln aus? Warum scheiterte die Nachfolge manchmal? Und waren sogar mehrere Koadjutorien gleichzeitig möglich? In Anbetracht dieser Fragen verfolgt die zweistündige Sektion die Ziele, das Koadjutorenamt in kirchenrechtlicher und politischer Hinsicht zu beleuchten sowie die damit verbundenen Mechanismen und Praktiken seines Machtgebrauchs zu betrachten.
Programm
Der Programmablauf des Historikertags steht noch nicht fest. Genauere Hinweise folgen.
Moderation: Dr. Frederieke Maria Schnack | Würzburg
Einführung
Dr. Frederieke Maria Schnack | Würzburg
Koadjutoren aus kirchenrechtlicher Sicht
Dr. Thomas Neumann | Münster
Koadjutoren zwischen 1200 und 1600. Ein prosopographischer Werkstattbericht
Prof. Dr. Nina Gallion | Mainz
Dr. Laura Potzuweit | Kiel
Fallbeispiel: Die Koadjutoren des Erzstiftes Riga
Prof. Dr. Klaus Neitmann | Potsdam
Diskussion
Ausblick
Prof. Dr. Hedwig Röckelein, Germania Sacra | Göttingen